Justiz und NS-Verbrechen Bd.XL

Verfahren Nr.813 - 830 (1974 - 1976)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.830a LG Hamburg 09.03.1976 JuNSV Bd.XL S.823

 

Lfd.Nr.830a    LG Hamburg    09.03.1976    JuNSV Bd.XL S.825

 

Sohn mit und gebar drei weitere Kinder, die jetzt 7, 8 und 13 Jahre alt sind. Sie ist seit dem Frühjahr 1972 wegen einer Nervenkrankheit in ambulanter fachärztlicher Behandlung, versorgt jedoch den Haushalt und die Kinder. Die Kriegsbeschädigung des Angeklagten Eickhoff ist auf 25% festgesetzt worden. Eine Rente bezieht er nicht. Seine Verwundungen sind alle gut ausgeheilt, lediglich der Lungendurchschuss verursacht gelegentlich Atembeschwerden.

 

2. Aig.

 

Der Angeklagte Josef Aig. wurde am 16.September 1908 in Kühnham/Niederbayern als Sohn eines Buchbinders und späteren Reichsbahnbeamten geboren. Seine Mutter war Hausfrau. Er war das vierte von fünf Kindern.

 

In Diedorf bei Augsburg besuchte er fünf Klassen der Volksschule, anschliessend zwei Klassen der Oberrealschule in Augsburg. Er verliess diese Schule mit 14 Jahren, um nach eigenem Wunsch im Frühjahr 1922 eine vierjährige Lehre als Optiker zu beginnen. Daneben besuchte er die Berufsfortbildungsschule in Augsburg. Die Gesellenprüfung bestand der Angeklagte mit Auszeichnung. Im Anschluss an seine Lehrzeit arbeitete er als Optikergehilfe in Augsburg und München. Am 1.Januar 1930 wurde er arbeitslos. Nach seinen Angaben hatte sein Chef ihn im Löwenbräukeller bei einer kommunistischen Versammlung gesehen, und daraufhin sei ihm gekündigt worden, da der Chef ihn für einen Teilnehmer gehalten habe. Im Juli 1930 entfiel seine Arbeitslosenunterstützung, und er wurde dann von seinem Vater drei Jahre lang unterhalten.

 

Am 1.März 1933 trat der Angeklagte in die NSDAP und gleichzeitig in die Allgemeine SS ein. Vom 1.Juni bis 31.August 1933 gehörte er dem 2.Infanterieregiment 19 der Reichswehr an und erhielt dort in Grafenwöhr eine militärische Grundausbildung. Am 8.Januar 1934 trat er freiwillig in die SS-Verfügungstruppe mit dem Standort München ein und wurde bei der Landespolizei in München ausgebildet. Zu diesem Entschluss hat der Angeklagte erklärt, er sei zum Unterhaltserwerb in die SS-Verfügungstruppe eingetreten. Er sei aber genauso begeistert gewesen wie das ganze deutsche Volk, es habe erst einer kommen müssen, um für Arbeit zu sorgen. Im übrigen habe er Versammlungen der politischen Parteien besucht, um sich ein Bild zu machen.

Rückwirkend ab April 1934 wurde der Angeklagte zum SS-Unterscharführer befördert. Mit diesem Rang wurde er als Ausbilder bei der SS-Verfügungstruppe eingesetzt und 1936 zum SS-Scharführer befördert. Er nahm an den Einsätzen in Österreich, dem Sudetenland und der Tschechoslowakei teil. 1938 wurde er SS-Oberscharführer und stellvertretender Zugführer.

 

Mit dem Regiment "Deutschland" der Waffen-SS nahm er am Polenfeldzug teil. Anschliessend wurde er in einem Dresdner Pionierbataillon zum Pionier ausgebildet und in der Pionierkompanie des SS-Regimentes "Deutschland" als Zugführer verwendet. Er wurde dann in Holland, anschliessend in Belgien und Frankreich eingesetzt. In Holland und Südfrankreich nahm er Besatzungsaufgaben wahr. Nach einem dienstlichen Aufenthalt in Österreich wurde er 1941 in Jugoslawien eingesetzt. Er nahm am Russlandfeldzug teil und wurde zweimal verwundet, zunächst durch zahlreiche Splitterverletzungen, vorwiegend an den Beinen. Einige der Splitter sind bis heute nicht entfernt worden. Die beiden Verwundungen, die er im Jahre 1941 erlitt, hatten zur Folge, dass er nicht mehr frontverwendungsfähig war. Nach einem Lazarettaufenthalt und einem Heimaturlaub kam er zunächst als Ausbilder zu einer Pioniereinheit der Waffen-SS nach Dresden und dann zur sogenannten Arbeitsabteilung, einer Bewährungseinheit, nach Debica. Er hatte dort den Rang eines SS-Hauptscharführers und stand unter dem Kommando des SS-Obersturmführers Harzer. Er hatte die Aufgabe, die militärische Ausbildung der bestraften SS-Männer durchzuführen.

 

Von Debica wurde er mit einem Vorauskommando in das Waldlager Bobruisk abkommandiert, um dort die Nachschubkommandantur Russland-Mitte mit aufzubauen. Er führte eine