Justiz und NS-Verbrechen Bd.XXXI

Verfahren Nr.694 - 701 (1968 - 1969)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.701a LG Stuttgart 13.03.1969 JuNSV Bd.XXXI S.697

 

Lfd.Nr.701a    LG Stuttgart    13.03.1969    JuNSV Bd.XXXI S.729

 

der den Kommandoangehörigen zustehenden Verpflegung erstattet worden. Während Kir. und Fie. weiterhin beim Sonderkommando 1005 B blieben, wurde Zie. ohne Benennung von Gründen als Führer des Teilkommandos 1005 B abgelöst.

 

Soh. wurde wegen eines schweren Ruhrleidens durch Verfügung des RSHA vom 18.3.1944 aus dem besetzten Ostgebiet in die Heimat zurückversetzt. Es kann sein, dass er seine Funktion als Leiter der Aktion 1005 im Südabschnitt wegen seiner Krankheit schon seit Februar 1944 nicht mehr wahrgenommen hat.

 

4. Kein feststellbarer Einsatz in Wosnesensk

 

Über einen - in der Anklage aufgeführten - eventuellen Einsatz des Sonderkommandos 1005 B in oder bei der ca. 80 km nordwestlich von Nikolajew liegenden Stadt Wosnesensk und damit möglicherweise zusammenhängende strafbare Handlungen der Angeklagten Soh., Zie. und Kir. konnten keine brauchbaren Feststellungen getroffen werden.

 

V. Weiterer Weg des Sonderkommandos 1005 A und Einsatz des Sonderkommandos 1005 B im Nordabschnitt der Ostfront bei Riga

 

A) Tätigkeit des Sonderkommandos 1005 A ab März 1944

 

Etwa gegen Mitte März 1944 versammelte sich das Teilkommando 1005 A wieder in Lemberg. Es zog danach zur Fortsetzung der Enterdungsaktion nach Kamenez-Podolsk. Hier wurden am Stadtrand an einem alten Damm in der Nähe eines grossen Getreidelagers "Probegrabungen" vorgenommen. Zur Aufnahme der eigentlichen Arbeit kam es jedoch nicht mehr, da die sowjetischen Truppen die Stadt einkesselten. Nach tagelangem Gefechtseinsatz gelang es den Kommandoangehörigen schliesslich, sich in kleineren Gruppen durch den Kessel nach Lemberg durchzuschlagen. Der nächste Einsatz begann etwa im Mai 1944 in Samocz. Ausserhalb der Stadt, von einer alten Rundmauer umgeben - wohl einem früheren militärischen Festungsring -, befand sich hier ein grösseres Massengrab, das ausgeräumt wurde. Eine zweite "Baustelle" lag in einer Waldschneise. Insgesamt dauerte der Einsatz im Raum Samocz ca. 6 Wochen. Schätzungsweise 50 überwiegend jüdische Häftlinge wurden hier eingesetzt. Man brachte sie am Ende der Enterdungen um, möglicherweise in einem Gaswagen.

 

Über weitere Einsätze des Teilkommandos 1005 A, die offensichtlich stattgefunden haben, konnte und brauchte keine Klarheit gewonnen werden, da feststeht, dass keiner der Angeklagten mit der Verwendung der Einheit ab März 1944 noch etwas zu tun hatte. Das Kommando stellte später von Litzmannstadt aus regelmässig die Begleitkommandos zur Bewachung von Judentransporten in das Massenvernichtungslager Auschwitz. Etwa im Spätsommer/Herbst 1944, als Blobel die gesamte Aktion wegen der Kriegslage abbrechen musste, wurde auch das Teilkommando 1005 A nach Salzburg abgezogen. Dort sammelten sich die Sonderkommandos aus den verschiedenen Frontabschnitten. Unter der Leitung Blobels bildeten sie die Einsatzgruppe z.b.V. "Iltis", die bis zum Ende des 2.Weltkrieges die Partisanenverbände im österreichisch-jugoslawischen Grenzgebiet bekämpfte.

 

Blobel ist durch Urteil des Militärgerichtshofs Nr.II in Nürnberg am 9.4.1948 wegen Massenmordes an Juden zum Tode verurteilt und 1951 hingerichtet worden.

 

B) Einsatz des Kommandos 1005 B im Raum Riga unter Führung des Angeklagten Helfsgott

 

Das Sonderkommando 1005 B lag nach dem ausgiebigen Urlaub ungefähr ab Ende März 1944 in etwa der früheren Stärke und annähernd gleicher Zusammensetzung wieder einsatzbereit in Lemberg und erwartete weitere Befehle. Zum Nachfolger des abgelösten