Justiz und NS-Verbrechen Bd.XXXI

Verfahren Nr.694 - 701 (1968 - 1969)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.701a LG Stuttgart 13.03.1969 JuNSV Bd.XXXI S.697

 

Lfd.Nr.701a    LG Stuttgart    13.03.1969    JuNSV Bd.XXXI S.714

 

Gebiet der Ukraine durchzuführen hätten. Zu dieser Zeit gehörten auch schon der verstorbene Zeuge Fie. (SS-Sturmscharführer) und der Angeklagte Kir. zum Sonderkommando. Kir. war Blobel aus dem Personal der BdS-Dienststelle in Kiew als Verwaltungsführer zur Verfügung gestellt worden. Auch er hatte damals den Dienstgrad eines SS-Sturmscharführers.

 

Zie. und Kir. sowie der Zeuge Fie. bildeten den "Stamm" des späteren Sonderkommandos 1005 B (Zie., Hauptverhandlungsprotokoll Blatt 390). Sie erlebten in Kiew, wie das Teilkommando 1005 A in Babij-Yar mit dem Enterden begann. Ihre Anwesenheit in der ukrainischen Hauptstadt bis gegen Ende August 1943 diente neben den notwendigen Vorbereitungsarbeiten für die Aufstellung des Teilkommandos 1005 B auch der praktischen Einweisung in die bevorstehende Aufgabe. Die eigentliche Zusammenstellung der Einheit 1005 B erfolgte in Dnjepropetrowsk. Dort wurden ungefähr Mitte August 1943 40-50 Ordnungspolizisten zusammengezogen. Führer des Polizeiteils war der Revierleutnant (spätere Revieroberleutnant) Winter. Er unterstand sachlich der Kommandogewalt des Teilkommandoführers Zie. Dieser, der Angeklagte Kir. als Verwaltungsführer, der Zeuge Fie. und 4-5 weitere SS-Männer, die u.a. als LKW-Fahrer eingesetzt wurden, stiessen erst etwa in den letzten August-Tagen von Kiew kommend zu der Einheit. Spätestens Anfang September 1943 war das Sonderkommando 1005 B in Dnjepropetrowsk vollzählig versammelt.

 

C) Grabstellen und Weg der beiden Teilkommandos 1005 A und 1005 B bis Februar 1944

 

Der Haupteinsatz des Sonderkommandos 1005 A in Babij-Yar am Stadtrand von Kiew dauerte über 6 Wochen von etwa Mitte August bis Ende September 1943. Wegen des gewaltigen Ausmasses der dortigen - wie überall zur Tarnung als "Baustellen" bezeichneten - Gräber, der rasch zunehmenden Bedrohung durch den Vormarsch der russischen Truppen in Richtung Kiew und wegen des besonderen Interesses Blobels an der Beseitigung gerade dieser Gräber, wurde - offensichtlich entgegen der ursprünglichen Konzeption - etwa in der 2.September-Woche die Zahl der Zwangsarbeitshäftlinge in Kiew stark vergrössert und gleichzeitig der grösste Teil der in Dnjepropetrowsk bereitstehenden Mannschaft des Sonderkommandos 1005 B zur Verstärkung des Wachpersonals bis zum Ende der Enterdungen in Babij-Yar eingesetzt. Zie. und Kir. blieben - zu welchem Zweck ist ungeklärt - mit dem Rest in Dnjepropetrowsk, bis die anderen in den ersten Oktober-Tagen 1943 aus Kiew zurückkehrten.

 

Nach dem Einsatz in Kiew gingen die beiden Teilkommandos getrennte Wege. Das Sonderkommando 1005 A zog über Berditschew - möglicherweise trennte sich hier erst ein letzter Teil der Ordnungspolizei-Angehörigen der Einheit 1005 B von dem Kommando 1005 A - weiter nach Belaja-Zerkow und Uman. Mindestens in den beiden letztgenannten Städten wurden während der restlichen Zeit des Jahres 1943 bis in den Januar 1944 Leichen exhumiert und verbrannt. Das Teilkommando 1005 B hielt sich zunächst in der ersten Oktober-Hälfte 1943 in Kriwoj Rog auf. Man wollte dort ursprünglich in einem stillgelegten Schacht eines Erzbergwerks liegende Leichen beseitigen, musste das Vorhaben aber schliesslich angesichts überraschend vorstossender feindlicher Streitkräfte aufgeben. Über Nowy-Bug und Cherson gelangte die Einheit dann in der ersten November-Woche nach Nikolajew. Im Raume Nikolajew war das Sonderkommando 1005 B ungefähr 2½ Monate bis gegen Ende Januar 1944 stationiert und während eines Grossteils dieser Zeit mit "Enterdungsarbeiten" beschäftigt.

 

Beide Teilkommandos wurden danach Ende Januar 1944 von Lemberg aus zu einem mehrwöchigen Sonderurlaub, den der Angeklagte Soh. vorbereitet hatte, nach Zakopane und - soweit es den Ordnungspolizeiteil des Sonderkommandos 1005 A anlangt - nach Krynica