Justiz und NS-Verbrechen Bd.XLVI

Verfahren Nr.892 - 897 (1984 - 1985)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.897 LG Hagen 04.10.1985 JuNSV Bd.XLVI S.543

 

Lfd.Nr.897    LG Hagen    04.10.1985    JuNSV Bd.XLVI S.694

 

Brüder Wol. gesehen und gesagt, sie sollten ja aufpassen, dass sie nicht auffallen würden. Vielleicht sei auch noch Steffel 420 neben oder anstelle des Wol. derjenige gewesen, der nicht so schlecht gewesen sei. Vor allem K. habe in das Lager und die Lagermannschaft nicht hineingepasst, allerdings habe er vornehmlich über seinen Freund Friedberg damals viel über K. gehört gehabt; wenn er jetzt höre, dass K. seinerzeit freigesprochen worden sei, sei das richtig gewesen.

 

Er habe die Vorstellung, dass im November und Dezember 1942, also nach seiner Ankunft, vielleicht 200 oder 300 Arbeitsjuden in Sobibor gewesen seien, davon 20 Frauen. Gegen Ende der Lagerzeit hin seien es sehr viel mehr gewesen, etwa 600. Eine Gesamtzahl von nur 300 komme ihm zu klein vor.

 

Welche Rolle Frenzel beim Aufstand gespielt habe, könne er nicht im einzelnen schildern. Er selbst habe nicht gesehen, ob und womit er geschossen habe. Er habe ihn schreien gehört. Seines Wissens sei Frenzel in der Nähe des Haupttores gewesen, von dort habe man schnelle Schussfolgen gehört. Er habe Frenzel nur schreien gehört und daher angenommen, dass jener beim Maschinengewehr kommandiere oder selbst damit schiesse.

 

Der Zeuge Shlomo Asl. (geboren 1908) ist erstmals 1975 im Zuge des Frankfurter Wiederaufnahmeverfahrens G. 421 vernommen worden. Auch innerhalb der wenigen Vernehmungsgelegenheiten, einschliesslich derjenigen in der jetzigen Hauptverhandlung, hat sich gezeigt, dass dieser Zeuge in einigen Punkten recht unsicher wirkt. So zeigt sich z.B. in seinen Zahlenangaben, dass er zuletzt gemeint hat, in seinem Zugtransport nach Sobibor seien in jedem Wagen vielleicht 30 bis 35 Menschen gewesen; bei früherer Vernehmungsgelegenheit hat er von 400 bis 500 Menschen im gleichen Zusammenhang gesprochen. Der Zeuge vermochte es auch kaum, einigermassen zuverlässig Örtlichkeiten aus dem Lager zu beschreiben, sich auf der grossen Skizze zurecht zu finden. Der Zeuge hat auch geglaubt, es habe keine Lorenbahn zwischen dem Bereich an der Rampe und dem Lager III gegeben, Kranke und Gehbehinderte seien vielmehr mit einem Pferdekarren zum Lager III transportiert worden, was aber nach allem, was die Hauptverhandlung zur Überzeugung des Gerichts ergeben hat, nicht mehr der Fall war, als der Zeuge Asl. dort gewesen sein will. Er erinnere nicht mehr genau, wann er nach Sobibor gekommen sei, das müsse zwischen Sommer und Winter 1942 gewesen sein; jedenfalls meine er länger als 1 Jahr im Lager gewesen zu sein, bis es zu dem Aufstand gekommen sei. Mit ihm sei Kalman Wew. gewesen. In den Waggons seien nicht viele Menschen gewesen. Zu den unterschiedlichen Zahlenangaben, die er gemacht habe, könne er nicht viel sagen. Bei ihrer Ankunft hätten sie nicht gewusst, welche Aufgabe das Lager Sobibor gehabt habe. Bei ihrer Abfahrt in Chelm habe man davon gesprochen, dass sie zur Arbeit weggeführt würden.

 

Er sei im Lager als Tischler eingesetzt gewesen, allenfalls ein- oder zweimal mit an der Rampe. Sie hätten einerseits am Errichten von Zäunen mitgearbeitet, manchmal hätte er andererseits auch mitgeholfen beim Bau von Möbeln. Der Angeklagte Frenzel hat das bestätigt und erklärt, dass für die Bedürfnisse des Lagers, z.B. das Casino, im Lager selbst Möbel und Stellagen hergestellt worden seien.

 

Er habe Wagner auf der Rampe kennengelernt, sei von jenem ausgesucht worden. Vor Wagner hätte er auch besonders Angst gehabt, vor allem vor dem habe er sich immer versteckt. Wagner habe mal einen Häftling morgens wecken müssen, weil der verschlafen gehabt habe. Dem habe er einen Fusstritt versetzt und dann zum Erschiessen weggebracht. An Frenzel

 

420 = Steffl.

421 Siehe Lfd.Nr.885.