Justiz und NS-Verbrechen Bd.XXXIV

Verfahren Nr.732 - 746 (1970 - 1971)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.740 LG Frankfurt/M. 08.10.1970 JuNSV Bd.XXXIV S.645

 

Lfd.Nr.740    LG Frankfurt/M.    08.10.1970    JuNSV Bd.XXXIV S.648

 

Skizze I 242, entnommen aus: Langbein, Der Auschwitzprozess, Frankfurt/Main 1965, Bd.II Seite 929); ferner entstanden in näherer und weiterer Entfernung von Auschwitz eine ganze Reihe von Aussenlagern.

 

Das Stammlager bestand aus dem Schutzhaftlager und den zum Kommandanturbereich gehörenden Gebäuden ausserhalb des Schutzhaftlagers (siehe anliegende Skizze II 243, entnommen aus: a.a.O., Seite 932/933). Im Schutzhaftlager waren die Häftlinge in einer ganzen Anzahl von ein- und zweigeschossigen Backsteingebäuden, den sogenannten Blocks, untergebracht, während sich im Lagerbereich ausserhalb des Schutzhaftlagers Unterkünfte und Verwaltungsgebäude der SS-Lagerleitung, der sogenannten politischen Abteilung und der SS-Bewachungs- und SS-Hilfsmannschaften sowie ein Sanitäts- und Krankengebäude für die SS-Angehörigen befanden, aber auch das "alte Krematorium" stand. Zur Sicherung gegen Fluchtversuche war das Schutzhaftlager mit einem hohen Stacheldrahtzaun umgeben, an dem entlang Wachttürme standen, die nachts - teilweise auch tagsüber - mit schussbereiten SS-Posten besetzt waren. Der Drahtzaun, der später um einen ebensolchen zweiten Zaun verstärkt wurde, stand nachts unter Starkstrom; auf seinen Pfosten waren Scheinwerfer angebracht, die das Lager bei Dunkelheit beleuchteten. Betreten wurde das Schutzhaftlager durch ein Tor, über dem unübersehbar geschrieben stand: "Arbeit macht frei". Die 28 langgestreckten Blocks innerhalb des Schutzhaftlagers, ausser denen es dort noch das von der Anlage her abweichende grössere Gebäude der Lagerküche gab, dienten grösstenteils der Häftlingsunterbringung. Einige dieser Blocks wurden jedoch zu besonderen Zwecken benutzt - so gab es dort mehrere Krankenblocks, einen Schreibstubenblock, einen Kantinenblock, einen Block für Effekten, einen Block für Kleider, einen Infektionsblock, einen Versuchsblock sowie einen Arrest- und Bunkerblock.

 

Das Lager Birkenau wurde als Massenschutzhaftlager auf einer vielfach grösseren Fläche als das Stammlager angelegt und in drei Bauabschnitten (B I, B II, B III) errichtet, aus denen dann eigene Lagerabschnitte entstanden - bei den Abschnitten B I und B II jeweils mit Unterabschnitten, nämlich Abschnitt B I mit den Unterabschnitten a und b, und Abschnitt B II mit den Unterabschnitten a-f (siehe anliegende Skizze III 244, entnommen aus: a.a.O Seite 930/931). Diese Abschnitte B I und B II waren von einem doppelten Stacheldrahtzaun umgeben, an dem entlang sich Wachttürme befanden; die Unterabschnitte waren wiederum durch Stacheldrahtzäune voneinander getrennt. All diese Zäune standen nachts - ebenso wie der Zaun im Stammlager - unter Starkstrom. Vor dem Lagerabschnitt B II / B III lagen auf der Ostseite die SS-Unterkünfte und die Gebäude der Lagerkommandantur, während vor der Westseite des gesamten Lagers Birkenau von Süden nach Norden hin sich folgende Anlagen entlangzogen: Kläranlage, Krematorien II und III, weitere Kläranlage, Effektenlager "Kanada", Krematorien IV und V - sämtliche Anlagen jeweils durch Zäune gesondert gesichert - sowie etwas abseits ein als Gaskammer ausgebautes Bauernhaus. In den Abschnitten B I a und B I b standen jeweils 30 bis 35 eingeschossige Steinblocks, in den Abschnitten B II b bis B II e jeweils etwa 35 und in den Abschnitten B II a und B II f jeweils etwa 18 eingeschossige Holzbaracken. Im Abschnitt B I b wurden zunächst Männer untergebracht, ab 1943 aber ebenso wie seit Anbeginn im Abschnitt B I a nur Frauen. Der Abschnitt B II a war das sogenannte Quarantänelager, in das zunächst - bis zur Verteilung auf andere Abschnitte - die neuankommenden Häftlinge eingesperrt wurden. Der Abschnitt B II b wurde das Theresienstädter-Lager oder das tschechische Familien-Lager genannt, nachdem in ihm tschechische Juden aus Theresienstadt familienweise untergebracht worden waren. Im Abschnitt B II c befanden sich ungarische Jüdinnen, im Abschnitt B II d arbeitsfähige Männer. Der Abschnitt

 

242 Nicht abgedruckt.

243 Nicht abgedruckt.

244 Nicht abgedruckt.