Justiz und NS-Verbrechen Bd.XXVI

Verfahren Nr.648 - 661 (1967)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.659a LG Köln 30.10.1967 JuNSV Bd.XXVI S.589

 

Lfd.Nr.659a    LG Köln    30.10.1967    JuNSV Bd.XXVI S.609

 

durch den Aufzug der kleinen oder der grossen Postenkette versehen. Die kleine Postenkette stand zur Nachtzeit sowie sonntags, wenn nicht gearbeitet wurde. Sie war nur um das eigentliche Schutzhaftlager herumgezogen und bestand aus Einzelposten, die ihren Dienst auf den Wachtürmen versahen. - Die grosse Postenkette stand während der Arbeitszeit, d.h. tagsüber an Wochentagen. Sie zog kurz vor dem Morgenappell auf und kurz nach dem Abendappell wieder ab. Sie stand um den gesamten Lagerbereich einschliesslich des SS-Bereichs und setzte sich längs des Stacheldrahtes an dem Weg zum Steinbruch bis zur Steinbruchtreppe fort.

 

Wenn ein SS-Angehöriger erstmalig Wachdienst zu verrichten hatte, wurde er zuvor - und dann später in regelmässigen Abständen - über seine Postenpflichten belehrt. Den Posten war es untersagt, sich mit den Häftlingen zu unterhalten oder mit ihnen sonst persönliche Kontakte aufzunehmen. Sie hatten auf Häftlinge, die flüchteten, zu schiessen, sich jeder Misshandlung von Häftlingen zu enthalten und darauf zu achten, dass die Häftlinge keinen Kontakt zur Aussenwelt aufnahmen.

 

II. Die Nebenlager

 

Alsbald nach Errichtung des Hauptlagers Mauthausen wurden Häftlinge an verschiedenen - teilweise von Mauthausen recht entfernt liegenden Plätzen - zur Arbeit eingesetzt. Diese Arbeitsstellen wurden in Aussenkommandos und einige von ihnen später in Nebenlager umgewandelt.

 

Das wichtigste Nebenlager von Mauthausen war das Lager Gusen. Im Lager Gusen befanden sich am 27.März 1945 24067 Häftlinge. Es gab dort einen eigenen Schutzhaftlagerführer, einen Lagerarzt und einen Truppenkommandanten. Das Lager unterstand allerdings wie allen übrigen Aussen- und Nebenlager dem Lagerkommandanten. Ebenso war die politische Abteilung des Hauptlagers auch für die Nebenlager zuständig. Folgende waren nach dem Stand vom 27.März 1945 die hauptsächlichsten Nebenlager nach Gusen:

 

 

a) Solvay

Kalksteinbergwerk (Zement) in Ebensee mit 10692 Häftlingen, vier SS-Führern,

128 Unterführern, 475 SS-Mannschaften,

 

b) Melk (Quarz)

mit 8343 Häftlingen, drei SS-Führern,

97 Unterführern, 470 SS-Mannschaften;

 

c) Linz I, II und III

mit 5296 Häftlingen;

 

d) Wiener-Neudorf

mit 2519 Häftlingen, einem SS-Führer,

124 Unterführern, 208 SS-Mannschaften;

 

e) Wien-Floridsdorf

mit 2729 Häftlingen, einem SS-Führer,

(Streitwieser), 44 Unterführern,

306 SS-Mannschaften;

 

f) Wien-Saurerwerk

mit 1474 Häftlingen, einem SS-Führer,

46 Unterführern, 85 SS-Mannschaften;

 

g) Sankt Valentin

(Panzerfabrik "Nibelungenwerk")

mit 1046 Häftlingen, einem SS-Führer,acht Unterführern, 105 Mannschaften;

 

h) Amstetten

mit 2540 Häftlingen, zwei SS-Führern,

zehn Unterführern, 90 Mannschaften;

 

i) Wels

mit 1020 Häftlingen, einem SS-Führer,

15 Unterführern, 135 Mannschaften;

 

j) Gunskirchen bei Wels

mit 376 Häftlingen, neun Unterführern,

75 Mannschaften;

 

k) Steyr (Steyr-Werke AG)

mit 1262 Häftlingen, einem SS-Führer,

28 Unterführern, 135 Mannschaften;

 

l) Passau I und II (Walzwerke)

mit 36 Häftlingen, zwei Unterführern, vier