Justiz und NS-Verbrechen Bd.XXVI

Verfahren Nr.648 - 661 (1967)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.659a LG Köln 30.10.1967 JuNSV Bd.XXVI S.589

 

Lfd.Nr.659a    LG Köln    30.10.1967    JuNSV Bd.XXVI S.608

 

Auf der anderen Seite des Appellplatzes (vom Haupttor kommend rechts) standen mehrere Steingebäude: Die Wäscherei mit dem Brausebad im Keller, dann die Küche und weiter der Bunker oder Zellenbau mit Leichenkeller, Krematorium, sowie der damit verbundenen Gaskammer. An den Bunker anschliessend wurde 1943 mit dem Bau eines Reviergebäudes begonnen; es konnte etwa im Februar 1945 teilweise bezogen werden, im übrigen war es auch bei Kriegsende noch nicht vollständig ausgebaut.

 

Der Appellplatz und die Steingebäude (ausser dem Reviergebäude) wurden bis Ende 1941 fertiggestellt, gleichfalls die Häftlingsblöcke 16-20. 1942 begann man ausserhalb des Hauptlagers, westlich davon und tiefer liegend, mit dem Bau eines notdürftig eingerichteten Barackenlagers. Ursprünglich war dasselbe zur Aufnahme russischer Kriegsgefangener gedacht und wurde daher auch Russenlager genannt (nicht zu verwechseln mit den Blöcken 16 ff. des Hauptlagers). Da der Zustrom weiterer Kriegsgefangener ausblieb, fand es als Krankenlager Verwendung. Infolge Überfüllung und besonders unmenschlicher Zustände gab es dort, vornehmlich in der letzten Kriegszeit, zahlreiche Tote. Ende 1944 wurde ausserdem östlich des Hauptlagers ein Zeltlager errichtet.

 

Was die weitere Entwicklung des oberen Lagers betrifft, so wurde dieses im Herbst 1941 gegenüber dem unteren Lager isoliert. Das geschah zunächst durch Drahtabsperrungen mit Türen (zu denen Treppen hinaufführten) zwischen den der Blockreihe 11-15 zugewandten Stirnseiten der Blöcke. Ein zusätzlicher Zaun wurde zwischen Block 20, der damals als Revier für das untere Lager diente, und Block 19 gezogen. Als nach Ankunft der russischen Kriegsgefangenen Block 19 als Revier für das obere Lager Verwendung fand (bis 1943 dann nach Fertigstellung des Sanitätslagers wieder Zugangsblock), kam auch zwischen Block 18 und 19 ein Zaun. 1942/1943 errichtete man zwischen den Blockreihen 11-15 und 16-20 eine durchgehende hohe Bruchsteinmauer mit einem Eingangstor bei Block 16. Eine Mauer wurde 1944 auch zwischen den Blöcken 19 und 20 erstellt, weil Block 20 nun für spezielle Zwecke zur Verfügung stehen sollte. Er diente jetzt der Unterbringung von Todeskandidaten besonderer Art (daher auch Vernichtungsblock genannt). Der Aufbau der Blöcke 21 ff. (in Fortsetzung der Blöcke 16-20) begann im Herbst 1944; sie wurden erst 1945 belegt.

 

Im Nordwesten des Lagers, nicht weit von diesem entfernt, liegt ein Steinbruch, "Wiener-Graben" genannt, zu dem 186 Stufen hinunterführen. Seinetwegen wurde das Lager an beschriebener Stelle errichtet.

Die Zufahrtstrasse von der Ortschaft Mauthausen zum Lager stiess etwas senkrecht auf die südliche Längsseite des Lagers, lief dann in einem Abstand von etwa 30 m an der Lagermauer, dem parallel zum Lager liegenden Garagenhof und den SS-Unterkünften vorbei bis fast unmittelbar vor den Steinbruch Wiener-Graben, machte dort einen Rechtsbogen und führte anschliessend zwischen den Unterkunfts- und Verwaltungsgebäuden, die zu beiden Seiten standen, hindurch auf das Hauptlagertor zu. - Bevor die Strasse nach rechts in den SS-Bereich einbog, zweigte ein Nebenweg von ihr ab, der am Steinbruchrand entlang zu der bereits erwähnten 186 Stufen zählenden Treppe in den Steinbruch hinein führte. Rechts zum SS-Lager hin war dieser Weg durch einen etwa 2,50-3 m hohen Stacheldrahtzaun gesichert, dessen Drähte zwischen etwa 5 m auseinanderstehenden Pfählen gespannt war und in dessen Verlauf mehrere Postentürme standen. Nach der linken Seite hin bedurfte der Weg keiner Sicherung, weil dort der Steinbruch etwa 30 m tief abfiel.

 

Im Lager Mauthausen befanden sich bei Kriegsausbruch etwa 1500 und im April 1942 5500 Häftlinge. Später schwankte die Belegstärke des Hauptlagers zwischen 10000 und 30000 Häftlingen. Gegen Kriegsende waren etwa 50000 Häftlinge im Hauptlager zusammengepfercht und dort unter primitivsten Umständen untergebracht.

 

Der Wachdienst im KL Mauthausen wurde von Angehörigen des SS-Totenkopfsturmbannes Mauthausen versehen, dem fast 3000 SS-Leute angehörten. Der Wachdienst wurde entweder