Justiz und NS-Verbrechen Bd.XLVI

Verfahren Nr.892 - 897 (1984 - 1985)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.897 LG Hagen 04.10.1985 JuNSV Bd.XLVI S.543

 

Lfd.Nr.897    LG Hagen    04.10.1985    JuNSV Bd.XLVI S.584

 

Entkleidung und Wertsachenabgabe und schliesslich durch den Schlauch in den Bereich des Lagers III. Im Lager III bildeten die Ukrainer die Erschiessungskommandos. Während in der Anfangszeit mit Lac. 331, der von der Polizei aus dem SS-Ausbildungslager Trawniki als Ausbilder zugeteilt gewesen und aus dieser Funktion im Sommer 1942 nach Sobibor gekommen war und dort bis September 1942 blieb, ein Nicht-SS-Mann den Ukrainern vorgesetzt war, sorgte Reichleitner später dafür, dass ausschliesslich 3 deutsche Unterführer, die in der Waffen-SS ausgebildet worden waren, unter ihnen Bol., später Graetschuss Leiter einer ukrainischen Kompanie waren.

 

Soweit Ukrainer zur Bewachung an einzelnen Arbeitskommandos teilnahmen, waren sie dem jeweiligen deutschen Kommandoführer untergeordnet. Diese Ukrainer gingen oft brutal gegen die Juden vor, schlugen und misshandelten sie. Dabei bewegten sie sich aber nur innerhalb dessen, was der gerade anwesende deutsche Verantwortliche zuliess. Insbesondere der Angeklagte Frenzel nutzte häufig aus, dass die ukrainischen Hilfswilligen, jedenfalls einige von ihnen, zu brutalen Misshandlungen der jüdischen Arbeitshäftlinge neigten.

 

5. Frenzel als Führer des Bahnhofskommandos und des Lagers I

 

Schon nach einigen Wochen des Lagerbestehens begann eine gewisse Umstrukturierung bei der Besetzung der Posten der deutschen Lagerangehörigen. Zeitlich fiel dieses damit zusammen, dass die jüdischen Menschen im nennenswerten Umfange als Arbeitsjuden zurückbehalten wurden. Besonders in den herausgehobenen Positionen der Lagermannschaft gab es in der Anfangszeit mehrere Wechsel, bis nach Einschätzung der Lagerleitung bzw. Christian Wirths die richtigen Männer die Positionen innehatten.

 

Stellvertretender Lagerleiter waren in kurzer zeitlicher Abfolge Paul Rost, Herbert Floss und erst als Johann Niemann diese Funktion, zunächst vorübergehend und dann endgültig, übernommen hatte, trat in dieser Funktion kein weiterer Wechsel mehr ein. Herbert Floss, der zunächst von Christian Wirth als Spiess eingesetzt war, übernahm, nachdem er von der zwischenzeitlichen Wahrnehmung der Stellvertretung des Lagerleiters abgelöst war, eine Aufgabe im Auffanglager, war nur noch einer von mehreren Unterführern, ohne eigenes Kommando. Auch Weiss, der zunächst als Lagerleiter I und, nachdem Stangl 332 nicht mehr selbst auf der Rampe bei der Zugabfertigung aktiv wurde, die Leitung des Bahnhofskommandos übernommen hatte, wurde alsbald in Positionen versetzt, die als weniger wichtig angesehen waren. Er kam zunächst als Unterführer ins Lager II und nach einiger Zeit in eine untergeordnete Position ins Lager III, bis er ganz das Lager verliess.

 

Itt. 333 übte nur 3 bis 5 Wochen die Tätigkeit in der Verwaltung des Lagers aus. Er wurde dann, was allgemein als Strafversetzung empfunden wurde, dem Lager III zugeteilt, wohl weil er sich geweigert hatte, Geld aus der Ausbeutung der Transporte zum Einkauf zusätzlicher Lebensmittel für die Lagermannschaft zu verwenden. Ihm gelang es, eine Woche Urlaub, die er im Juni oder Juli 1942 hatte, zu einer persönlichen Vorsprache in Berlin bei dem Wirtschaftsleiter der "T4" zu nutzen, um auf seine Ablösung zu dringen. Daraufhin kam er nur noch für wenige Wochen ins Lager Sobibor zurück und wurde Ende Juli oder Anfang August nach Berlin zurückgerufen, wo er dann weiter im Rahmen der "T4" tätig war. In seinen Verwaltungsaufgaben war er von Sch. 334 abgelöst worden.

 

331 Siehe Lfd.Nr.642.

332 Siehe Lfd.Nr.746.

333 Siehe Lfd.Nr.642.

334 Siehe Lfd.Nr.642.