Justiz und NS-Verbrechen Bd.XVII

Verfahren Nr.500 - 522 (1960 - 1961)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.511a LG Aurich 29.05.1961 JuNSV Bd.XVII S.421

 

Lfd.Nr.511a    LG Aurich    29.05.1961    JuNSV Bd.XVII S.431

 

Leiter des SD-Abschnitts Tilsit war seit März 1941 der SS-Sturmbannführer Hersmann 126 (Zeuge). Seine Dienststelle bestand aus etwa 15 Mann und besass drei Personenkraftwagen, aber keine Lastkraftwagen.

In Heydekrug war nach dem Anschluss des Memellandes eine SD-Aussenstelle gebildet worden, deren ehrenamtlicher Leiter der Angestellte bei der Kreisbauernschaft und SS-Untersturmführer Max Walendy war. Als dieser bei Kriegsausbruch zur Waffen-SS einberufen wurde, wurde die Stelle zunächst nicht wieder besetzt, sondern von dem hauptamtlichen Leiter der SD-Aussenstelle Memel, dem SS-Hauptsturmführer Sakuth 127 (Zeuge), einem Schulfreund des Angeklagten Dr. Scheu, mitverwaltet. Erst im Jahre 1942 wurde der Kreisamtsleiter der Deutschen Arbeitsfront, Boguschewsky, zum neuen ehrenamtlichen Leiter der SD-Aussenstelle Heydekrug bestellt.

Vertrauensmann (V-Mann) des SD war u.a. der kommissarische Landrat Schm. Er erstattete seine Berichte jedoch nicht auf dem üblichen Dienstweg über die SD-Aussenstelle und den SD-Abschnitt, sondern unmittelbar an den SD-Oberabschnitt Nordost in Königsberg.

 

4. Zollbehörden

 

Der Kreis Heydekrug gehörte zum Bezirk des Hauptzollamtes (HZ) Memel. In Heydekrug befand sich ein Bezirksgrenzkommissariat (Leiter: Bezirkszollkommissar Meissner). In Kolleschen war eine Grenzaufsichtsstelle, die mit dem Zollsekretär Hirscher (verstorben), dem Zollassistenten Kem. (Zeuge) und mehreren Hilfsgrenzangestellten (sog. Higas), darunter die Zeugen N., Og. und S., besetzt war.

 

5. Die Schutzstaffel (SS)

 

Im Kreis Heydekrug waren nach dem Anschluss des Memellandes zwei SS-Formationen aufgestellt worden, nämlich der Sturmbann II/105 der allgemeinen SS und der SS-Reitersturm 2/20.

 

a. Der Sturmbann II/105 umfasste einen Spielmannszug und drei Stürme. Der Sturm 5/105 war in der Stadt Heydekrug, die beiden anderen Stürme waren auf dem Lande stationiert. Führer des Sturmbanns war der SS-Hauptsturmführer Guss, Führer des Sturms 5/105 war der Justizangestellte Georg Wallat. Beide wurden schon bei Kriegsausbruch einberufen. Schriftführer des Sturms 5/105 war der Angeklagte Jagst. Angehörige des Spielmannszuges waren u.a. die Oberschüler Pr. und Balt. (Zeugen). Der Stabsleiter Brokoph und der SD-Aussenstellenleiter Walendy gehörten dem Sturmbann II/105 als SS-Untersturmführer z.b.V. an, ohne sich am Dienstbetrieb zu beteiligen. Die 105. SS-Standarte hatte ihren Sitz in Memel und gehörte zusammen mit der 16. und der 18. SS-Standarte zum SS-Abschnitt Königsberg (Führer: SS-Sturmbannführer Sch. - Zeuge). Die SS-Abschnitte Königsberg und Allenstein bildeten den SS-Oberabschnitt Nordost mit dem Sitz in Königsberg. Führer des SS-Oberabschnitts und zugleich Höherer SS- und Polizeiführer war der SS-Obergruppenführer Prützmann, sein Stabsführer war der Zeuge SS-Sturmbannführer Sch.

 

b. Der von dem Angeklagten Dr. Scheu geführte SS-Reitersturm 2/20 bildete gemeinsam mit drei weiteren SS-Reiterstürmen in Memel, Pogegen und Laugszargen die SS-Reiterstandarte 20, deren Stab ursprünglich in Tilsit lag, aber vor Beginn des Russlandfeldzuges nach Memel verlegt wurde. Führer der SS-Reiterstandarte 20 war der Angeklagte SS-Hauptsturmführer Struve. Zu dem Reitersturm 2/20 gehörte u.a. der örtliche Geschäftsführer der Zeitung "Memeler Dampfboote", SS-Unterscharführer F. (Zeuge), welcher als Schriftführer des Sturmes eingesetzt war, und der im Kriege gefallene SS-Unterscharführer Kaulitzki. Der Reiterstandarte 20 (aber nicht dem Sturm 2/20) gehörte ferner als SS-Untersturmführer z.b.V. der Zeuge Kreisinspektor Bu. an.

Die Reiterstandarten 1, 2, 3 und 20 (Standorte: Marienburg, Insterburg, Goldap und Memel) unterstanden nicht den SS-Abschnitten Königsberg und Allenstein, sondern unmittelbar dem Reiterinspekteur beim SS-Oberabschnitt Nordost. Reiterinspekteur war im Jahre 1941 der SS-Standartenführer Bösel.

 

126 Siehe Lfd.Nr.465.

127 Siehe Lfd.Nr.465.