Justiz und NS-Verbrechen Bd.XX

Verfahren Nr.569 - 589 (1964 - 1965)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.579a LG Aurich 26.06.1964 JuNSV Bd.XX S.281

 

Lfd.Nr.579a    LG Aurich    26.06.1964    JuNSV Bd.XX S.351

 

Bahnstation Stonischken Güter entladen. Die Juden waren abwechselnd in einer Baracke in Matzstubbern und in einer Baracke in Ullosen untergebracht. Lagerführer war ein Zivilist mit Namen Kirsch. Als Wachmänner waren SS-Leute und Hitlerjungen eingesetzt; unter ihnen befand sich der Zeuge Lu. Im Winter 1941/1942 war vorübergehend der Angeklagte Al. Lagerführer. Im Frühjahr 1942 wurde das Lager Matzstubbern/Ullosen aufgelöst.

Die jüdischen Zeugen Joseph Ar., Glu. und Hal. kamen gleich nach ihrer Festnahme, die Zeugen Arie Go. und David Go. wenige Tage später nach Matzstubbern/Ullosen. Sie blieben dort bis zur Auflösung des Lagers im Frühjahr 1942. Jüdischer Lagerältester war Manus Kagan, Koch und Sanitäter war Julius Smolianski, der früher ein Salamander-Schuhgeschäft in Heydekrug besessen hatte. Auch Heini Ellert, der Sohn eines jüdischen Schlachters aus Heydekrug, war unter den Gefangenen in diesem Lager.

 

Gleich nach ihrer Festnahme wurden etwa 40 bis 60 Juden in das Dorf Piktaten gebracht und bei Paszieszen im Strassenbau beschäftigt. Die Juden sollten die Arbeiten, die von französischen und belgischen Kriegsgefangenen begonnen worden waren, zu Ende führen. Lagerführer in Piktaten war ein junger SS-Mann mit Vornamen "Otto"; ausserdem waren dort mehrere Hitlerjungen als Wachmänner tätig. Als die Juden spätestens im Herbst 1941 die Arbeit beendet hatten, wurde das Lager aufgelöst.

In Piktaten waren die jüdischen Zeugen L. und Sh. in den ersten drei Wochen ihrer Gefangenschaft eingesetzt.

Im Juli 1941 wurde ein weiteres Arbeitslager in Wersmeningken eingerichtet. Hier wurden etwa 50 Juden in einem leeren Wohnhaus untergebracht, das dem Bauern Su. (Zeuge) gehörte. Die Juden in Wersmeningken arbeiteten ebenfalls im Strassenbau; ausserdem mussten sie in einer Kiesgrube den Kies, der für den Bau der Strasse benötigt wurde, abstechen und verladen. Lagerführer in Wersmeningken war anfangs entweder des SS-Mann "Otto", der vorher in Piktaten gewesen war, oder ein SA-Mann. Nach kurzer Zeit wurde der Angeklagte Al. Lagerführer. Ausserdem war dort ein SA-Mann Greitschuss, der eine verkrüppelte Hand hatte, als Wachmann tätig. Die Aufsicht auf der Baustelle hatte der Schachtmeister Paul Gorgel (verstorben). Der Kreisbaumeister Pa. (Zeuge) kam öfter nach Wersmeningken hinaus, um sich vom Fortgang der Arbeiten zu überzeugen. Im Frühjahr 1942 wurde das Lager aufgelöst.

Die jüdischen Zeugen Dr., L. und Sh. kamen etwa drei Wochen nach ihrer Festnahme nach Wersmeningken und blieben dort bis zur Auflösung des Lagers im Frühjahr 1942. Gleich nach der Ankunft der Juden im Kreis Heydekrug wurde in Schillwen ein Arbeitslager eingerichtet. Hier waren anfangs etwa 40 später etwa 60 Juden untergebracht. Die Gefangenen arbeiteten ebenfalls im Strassenbau; ausserdem mussten sie im Wald Steine graben, die für die Strassenbefestigung benötigt wurden, und diese nachher zerkleinern. Lagerführer in Schillwen war anfangs ein SS-Mann Smailius, der im Zivilberuf Volksschullehrer war; später wurde ein SA-Mann Lagerführer. Die Bewachung bestand aus SS- und SA-Männern. Das Lager Schillwen wurde ebenfalls im Frühjahr 1942 aufgelöst.

Die jüdischen Zeugen Gl., Jo., Me. und Si. wurden gleich nach ihrer Festnahme, der Zeuge La. wurde im Oktober 1941 mit einem Transport von etwa 20 bis 25 Mann nach Schillwen gebracht. Die fünf Zeugen blieben sämtlich bis zur Auflösung des Lagers in Schillwen.

 

Als die Lager Matzstubbern/Ullosen, Wersmeningken und Schillwen im Frühjahr 1942 aufgelöst wurden, kamen die Insassen zunächst in das Hauptlager an der Jahnstrasse in Heydekrug; von dort wurden sie auf andere Arbeitsstellen verteilt. Sie wurden zum Teil nicht mehr in Lagern, sondern bei ihren jeweiligen Arbeitgebern untergebracht, die auch die Aufsicht und Verpflegung übernahmen.

Ein grosser Teil der Juden wurde bei Rupkallwen, Trakseden, Schiessgirren und Pageldienen zur Torfgewinnung eingesetzt; unter ihnen befanden sich die Zeugen Glu., Arie Go., David Go., Hal., L. und Sh. und der Schuhwarenhändler Julius Smolianski, der in Rupkallwen wieder als Koch tätig war. Einige Juden fanden auch in der Landwirtschaft Verwendung. Eine kleine Gruppe, zu der auch der Zeuge Me. gehörte, wurde dem Bürgermeister und Ortsbauernführer von Schillwen für den Bau von Wirtschaftswegen überwiesen. Im Herbst 1942 wurden an mehreren Stellen des Kreisgebietes Juden