Justiz und NS-Verbrechen Bd.XLIX

Verfahren Nr.920 - 924 (2002 - 2012), 880 (Erratum), 950 - 959 (1945 - 1960; Nachtragsverfahren)

Prof. Dr. C.F. Rüter, Dr. D.W. de Mildt
© Stichting voor wetenschappelijk onderzoek van nationaal-socialistische misdrijven, Amsterdam

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Lfd.Nr.924 LG München II 12.05.2011 JuNSV Bd.XLIX S.227

 

Lfd.Nr.924    LG München II    12.05.2011    JuNSV Bd.XLIX S.329

 

- unter Nummer 61 "Furmantschuk, Josef, geb. 8.2.1919 in Korotschanki/Shitomir" mit dem Dienstnummernfragment "53" in der Mitte einer wahrscheinlich vierstelligen Dienstnummer und

- unter Nummer 73 "Lytwynenko, Wasyl, geb. am 28.02.1918 in Pischki" mit einer nicht genau identifizierbaren, wahrscheinlich vierstelligen Dienstnummer mit der Ziffernfolge "76" an der mittleren Position.

 

aa) So handelt es sich bei der unter Nummer 20 aufgeführten Person Anatolij Gontscharenko um denselben Wachmann, der auf der "Übergabeverhandlung" vom 26.März 1943 unter der Nummer 12 aufgelistet ist. Insoweit stimmen nicht nur die Geburtsdaten überein; die Dienstnummer 561 korrespondiert auch mit dem auf der "Übergabeverhandlung" vom 26.März 1943 erkennbaren Dienstnummernfragment mit der Ziffernfolge "56" und einer weiteren nicht genau bestimmbaren Ziffer. Für diesen Wachmann existiert auch eine Lazarettkrankenkarte. Neben den wiederum gleich lautenden Geburtsdaten ist darauf vermerkt, dass Gontscharenko am 16.August 1943 in Sobibor eine Augenverletzung erlitt und am 19.August 1943 über Cholm in das Lazarett Lublin eingeliefert sowie am 15.September 1943 wieder zur Truppe nach Sobibor entlassen wurde.

 

bb) Der Dienstausweis des unter Nummer 35 aufgeführten Iwan Juchnowsky 169 mit gleichlautenden Geburtsdaten lag im Original vor und war auch Gegenstand urkundentechnischer Untersuchung 170. Die Dienstnummer 847 ist stimmig zu dem Dienstnummernfragment auf der Liste vom 1.Oktober 1943, welches nach einem unleserlichen Teil mit der Ziffer 7 endet. Die Abkommandierung nach Flossenbürg ist in diesem Ausweis allerdings nicht eingetragen.

 

cc) Letzteres gilt genauso für die Dienstausweise, die für Philipp Babenko, Ignat Daniltschenko und Nurgali Kabirow jeweils mit den korrekten Geburtsdaten ausgegeben sind. Der Ausweis für Philipp Babenko weist die Dienstnummer 869 auf und ist damit stimmig zu dem Dienstnummernfragment auf der Liste vom 1.Oktober 1943, die nach einer unleserlichen Ziffer die weitere Ziffernfolge "69" aufweist.

 

Die Tatsache, dass bei vier verschiedenen Ausweisen ebenso wie bei dem für den Angeklagten ausgestellten Dienstausweis die Abkommandierung nach Flossenbürg nicht eingetragen ist, deckt sich mit den Ausführungen des Sachverständigen Dr. P., wonach die auf Dauer vorgenommenen Verlegungen in Konzentrationslager im Reich oder in sonstige besetzte Gebiete und der Übergang der Verantwortung für die Wachmänner vom Ausbildungslager Trawniki auf das SS-WVHA vielfach nicht mehr in den Dienstausweisen dokumentiert wurden, und diese Dienstausweise in Trawniki verblieben sind. Die Liste vom 1.Oktober 1943 spricht auch nicht mehr von "Dienstausweisen", sondern von "Soldbüchern".

 

dd) Zu dem unter Nummer 73 eingetragenen Wasyl Lytwynenko liegen keine Personaldokumente vor; es wurde allerdings eine Niederschrift über die Vernehmung des Wachmannes Wasili Litwinenko mit der zugehörigen Dienstnummer 1762 und dem angegebenen Geburtsdatum 28.Februar 1918 verlesen, die von einem SS-Untersturmführer wegen einer Auseinandersetzung beim Wachdienst im Februar 1945 durchgeführt worden war. Die in diesem Dokument aufgeführte Dienstnummer ist ebenfalls stimmig zu dem Fragment in der Liste vom 1.Oktober 1943; die abweichende Schreibweise des Namens beruht offensichtlich auf einer phonetischen Übersetzung und lässt im Übrigen keinen Zweifel an der Existenz und Identität dieses Wachmannes.

 

169 Richtig: "Juchnowskij".

170 Siehe oben C VIII 1 c Seite 319 f.